Erhalten die Anliegen der Fahrlehrerschaft mit Bundesrat Albert Rösti mehr Gehör in Bern?
Am 7. Dezember 2022 wählte die Vereinigte Bundesversammlung Albert Rösti in den Bundesrat. Seit Januar 2023 leitet er das UVEK. Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) ist das Infrastruktur- und Umweltdepartement, in dem auch das ASTRA integriert ist, das wiederum für die Fahrlehrerschaft der Schweiz entscheidend ist.
Beruflich war Albert Rösti unter anderem als Landwirtschaftslehrer, Generalsekretär der Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Bern und Direktor der Schweizer Milchproduzenten tätig. Ab 2013 führte er das «Büro Dr. Rösti», das Beratungen für Wirtschaft und Politik anbot. Zudem hatte er verschiedene Verwaltungsratsmandate inne und war in verschiedenen Verbänden aktiv. Albert Rösti ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Albert Rösti startete seine politische Laufbahn 2008 in der Exekutive von Uetendorf (BE), ab 2014 übte er das Amt des Gemeindepräsidenten aus. 2011 wurde er in den Nationalrat gewählt. Von 2016 bis 2020 war er Präsident der SVP Schweiz.
Vertretung der Interessen der Fahrlehrerschaft in Bern
Die Gruppe der Bundesversammlung, die seit Mitte 2022 die Interessen der Fahrlehrer/innen und der Fahrausbildung in Bern vertritt, besteht ausfolgenden Mitgliedern.
Chance für die Anliegen der Fahrlehrerschaft?
Albert Rösti war seit 1. Juni 2022 Präsident von auto-schweiz und hatte damit den Vorsitz über den Vorstand. Aufgrund seiner Wahl in den Bundesrat hat er dieses Amt nicht über das Jahresende (2022) hinaus ausüben können. auto-schweiz ist die Vereinigung der offiziellen Automobil-Importeure. Sie setzt sich für die Motorfahrzeugbranche, den motorisierten Individualverkehr sowie für die Automobilistinnen und Automobilisten ein. auto-schweiz sind laut eigenen Angaben 35 Unternehmen angeschlossen, die Personenwagen und Nutzfahrzeuge in die Schweiz einführen. Laut dem Register der Interessenbindungen des Parlaments stand Albert Rösti unter anderem auch an der Spitze von Swissoil, dem Dachverband der Brennstoffhändler in der Schweiz. Zudem war Albert Rösti im Beirat des Schweizerischen Nutzfahrzeugverbands (ASTAG) vertreten.
Die Übernahme des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) war für Albert Rösti sein Wunschdepartement, sagte er in einem Interview.
Als Albert Rösti noch Nationalrat und Präsident von auto-schweiz war, kämpfte er für Technologieoffenheit und gegen ein Verbot von Verbrennungsmotoren und der Förderung der H2-Technologie. In einem Interview im Oktober 2022 mit «Schweizer Monat» sagte er: «Ein Verbot des Verbrennungsmotors ist diametral falsch. Um in der Zukunft von den fossilen Brennstoffen wegzukommen, wird es alle Technologien brauchen; man darf sich jetzt nicht auf nur eine beschränken...» Albert Rösti zeigte sich in Olten beeindruckt über den Stand der Brennstoffzellen-Technologie.
Sie habe sich in kurzer Zeit stark weiterentwickelt, stellte er fest. Nun sei es an der Politik, Rahmenbedingungen zu schaffen, dass Wasserstoff-Mobilität möglich ist. Rösti nannte Baubewilligungen und Steuerbefreiungen als Beispiele. Weiter betonte er, dass sowohl Wasserstoff- wie auch Elektromobilität nötig seien. Die Organisatoren (H2-Mobilität) teilten mit, dass in den zwei Betriebsjahren der Wasserstoff-Lastwagen insgesamt 4000 Tonnen an CO2-Emissionen eingespart worden seien. Auf die Frage in einem Interview mit der «Automobil Revue», welches sein erstes Auto war, sagte er: «Da ich nach der Autoprüfung noch studierte, hatte ich das Privileg, das Auto meiner Frau zu benutzen. Das war ein oranger Opel Kadett. Ich erinnere mich, dass ich es sehr genossen habe, selbst in den Ausgang fahren zu können, ohne auf eine Rückfahrgelegenheit angewiesen zu sein oder wegen des Zugs früher als die Kollegen nach Hause gehen zu müssen…»
Ein vorgesehenes Interview des FL-Magazins mit Albert Rösti wurde durch den Pressesprecher Harald Hammel leider abgesagt.
Zukünftig wird Bundesrat Albert Rösti als Repräsentationsfahrzeug wohl ein Elektroauto fahren, auch wenn sein Herz im Jahr 2022 noch für Verbrennungsmotoren geschlagen hat. Durch die Wahl von Albert Rösti in den Bundesrat und der Übernahme des UVEC, in dem auch das ASTRA vertreten ist, besteht ein gewisser Optimismus, dass die Fahrlehrerschaft und ihre Anliegen in Zukunft etwas mehr Gehör in Bundesbern erhalten werden.
Online-Veröffentlichung: 23.3.2023
Beitrag: Ravaldo Guerrini
Quellen: UVEK, Sonntagszeitung, Schweizer Monat, Automobil Revue, Stadtanzeiger Olten
Bild: © UVEK